Ostseeumrundung im Winter mit dem Minicamper

Für unsere diesjährige Wintertour haben wir uns die Umrundung der Ostsee vorgenommen. Die Route soll uns von Deutschland aus durch Dänemark, Schweden, Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Polen wieder zurück nach Deutschland führen.

Wir rechnen mit ca. 6500km und haben dafür maximal 13 Tage Zeit.

Schweden und Finnland haben uns ja schon letztes Jahr mit tollem Winterwetter, der Einsamkeit und den unendlichen Weiten begeistert. Das erhoffen wir uns natürlich auch bei dieser Tour. Hinzu kommt noch das Baltikum, das bisher noch völliges Neuland für uns ist.

Am 25. Dezember 2018 starten wir unsere Tour. Von Leipzig aus geht es Richtung Dänemark, das wir zügig durchfahren. Nach der Überquerung der Brücke über den Großen Belt und die Öresundbrücke sind wir auch schon in Schweden. An diesem ersten Tag haben wir 1000km zurückgelegt und bleiben für die Nacht an einem Rastplatz.

Am nächsten Morgen erkunden wir unseren Stellplatz.
Wir entdecken einen Streichelzoo mit Ziegen und sogar einen kleinen, verlassenen Zeltplatz mit Entsorgungsmöglichkeiten für Grauwasser und Toilette. Es gibt sogar einen See. Das alles haben wir leider bei unserer Ankunft nicht gesehen gehabt, da wir den Platz erst im Dunkeln erreichten.

Unser Weg heute führt uns weiter Richtung Norden. Das Wetter ist noch nicht so winterlich wie erhofft. Temperaturen um etwa 5 Grad und feuchte Straßen führen dazu, dass viel Salz gestreut wurde und wird. Dadurch ist unsere Frontscheibe ständig dreckig und der Verbrauch von Scheibenwischwasser erhöht sich massiv. (Anmerkung am Rand: das Überholen eines salzstreuenden Winterfahrzeuges ist nicht unbedingt die beste Idee. Danach wusste ich auch, warum die meisten schwedischen Fahrer lieber in größerem Abstand hinterherfahren, anstatt zu überholen.)

Bei einem Halt an einer Tankstelle wollen wir dann gerne Scheiben und Scheinwerfer reinigen. Allerdings sehen wir an den Zapfsäulen keine entsprechenden Eimer. Des Rätsels Lösung ist schnell gefunden: es gibt dafür extra beheizte Schränke, in denen man die Eimer, einen Wasseranschluss und Luftdruckpistolen findet. Das macht bei den hier üblichen Wintertemperaturen natürlich Sinn.

Während der Tage in Schweden kommen uns dann zwischenzeitlich leichte Zweifel, ob wir die Strecke in der Zeit schaffen. Die gefahrenen Tageskilometer (ca. 500) und der Blick auf die Karte stimmen uns etwas mulmig.

Mit Raststätten ist Schweden übrigens hervorragend „bestückt“. Es gibt sie sehr oft, immer mit Toiletten für Männer, Frauen und Behinderte (manchmal sogar mit einer Entsorgungsmöglichkeit für Chemietoiletten), beheizt, gepflegt und manchmal sogar an echt schönen Plätzen.

An Tag 4 haben wir Schweden dann doch komplett durchfahren und finden endlich superschönes Winterwetter. Genau das haben wir gesucht: eiskalt, Dämmerstimmung fast den ganzen Tag, gefrorene Bäume und schnurgerade, wenig befahrene Straßen. Diese Dämmerstimmung ist sowieso was ganz besonderes. Die Zeit zwischen Sonnenaufgang und -untergang wird immer kürzer, je mehr man sich dem Polarkreis nähert. Dafür ist die Zeit der Dämmerung viel länger als bei uns. Bei klarem Wetter ist das ein herrliches Naturschauspiel.

In Finnland heißt unser erstes Ziel Rovaniemi. Bekannt ist es unter anderem als Heimatort des Weihnachtsmannes und den wollen wir auch sehen. Wie zu erwarten ist es hier ziemlich überlaufen mit Touristen, aber unser Auftrag ist klar: wir brauchen Postkarten. In dem Souvenirshop kommen wir dann auch nicht am Mützenstand vorbei und so suchen wir uns jeder noch eine aus. Der Weihnachtsmann hat an diesem Tag leider schon Feierabend.

Unsere Ausbeute im Souvenirshop

Ein weiterer Grund um nach Rovaniemi zu fahren, obwohl es eigentlich nicht auf unserer Route liegt, ist, dass hier der Polarkreis durchläuft. Unsere Hoffnung, erneut Polarlichter zu sehen, zerschlägt sich allerdings beim Blick auf den Wetterbericht.

Zum Übernachten ist es uns in Rovaniemi zu voll, also fahren wir wieder Richtung Ostsee. Da wir in der Dunkelheit nichts mehr geeignetes finden und es auch schon relativ spät ist, muss uns für diese Nacht ein SB-Tankstelle reichen.

Nach dieser Nacht an der wenig romantischen Tankstelle nehmen wir uns vor, während der restlichen Reise nur noch schöne Stellplätze zu finden. Mal sehen, ob uns das gelingt!

Um das zu schaffen, muss man am besten von den großen Straßen abfahren und auf kleinere Routen ausweichen. Gesagt getan, am nächsten Tag versuchen wir für unser Frühstück einen Platz direkt an der Ostsee zu bekommen.

So erreichen wir die Ostsee bei sehr starkem, eisigen Wind und leichtem Schneefall und da wird uns auch bewusst, das wir erste Mal bei unserer Tour die Ostsee zu Gesicht bekommen (abgesehen von der Brückenüberquerung in Dänemark).

Es ist so genial den Gewalten der Natur so „ausgeliefert“ zu sein und um so mehr genießen wir den Schutz und die Wärme unserer kleinen mobilen Unterkunft. Aus einer Blödelei heraus landet Rene dann auch noch nur in Boxershorts bekleidet im Schnee. Keine Ahnung, wie das passieren konnte 😉

Heute buchen wir auch unsere Fähre von Helsinki nach Tallinn. Da wir durch die Dachbox etwas höher sind, bezahlen wir 83€ (Kari muss nichts bezahlen). Für einen normalen PKW hätten wir 36€ bezahlen müssen. Also auf nach Helsinki, es liegen noch ein paar Kilometer vor uns.

Nach St. Petersburg fahren wir übrigens nicht, da wir für Russland ein Visum gebraucht hätten. Das betrifft dann später auch Kaliningrad, für das es nach meinen Erkenntnissen mal möglich war, ein Tagesvisum zu erhalten. Das wurde aber leider wieder abgeschafft, es soll aber wohl bald eine neue Lösung geben.

Am 31.12. setzen wir von Helsinki nach Tallinn über und sind endlich im Baltikum. Darauf haben wir uns schon sehr gefreut und konnten bei unseren Recherchen nur gutes lesen. Da heute Silvester ist, besorgen wir uns auch noch eine Batterie Feuerwerk, die kann man gut entsorgen kann. Auf Feuerwerk wollen wir nicht ganz verzichten, weil wir vermutlich heute Abend sehr abgelegen stehen werden und so wohl kein Leuchten in der Ferne sehen werden.

Direkt an der Ostsee finden wir dann auch einen tollen Platz – schön abgelegen und ruhig. Der Wind peitscht wieder um unser Auto herum, das hört sich einfach klasse an! Mitternacht zünden wir unser Feuerwerk und genießen den Funkenregen in der ansonsten stockdunklen Umgebung. Am nächsten Morgen kommt dann das „böse Erwachen“! Wir haben so nah an der Ostsee geparkt, dass das Wasser fast bis ans Auto heranreicht. Also Vorsicht, wenn ihr in Wassernähe parkt. Lieber ein paar Meter me(e)hr Luft lassen!

Weiter geht es an diesem Tag an der estnischen Ostseeküste Richtung Lettland und Kurische Nehrung. Stellplätze tagsüber und für die Nacht in Ostseenähe zu finden ist hier im Baltikum bisher gar kein Problem. Der Verkehr ist ohnehin noch ruhiger als in Nordskandinavien und man kann sich auch gut vorstellen, dass es im Sommer genauso gut möglich sein könnte. Auf jeden Fall ist es kein Vergleich zu unserer deutschen Ostseeküste, an der es vor Verbotsschildern nur so wimmelt.

In Klaipeda, Lettland setzen wir auf die Kurische Nehrung über (oder wie Rene es ausdrückt: Nehrische Kuh) über. Die Kurische Nehrung hatten wir lange Zeit gar nicht auf dem Schirm, was natürlich auch unserer spontanen Reiseplanung geschuldet ist. Erst durch Tipps unserer Videoszuschauer ist sie auf unserer Reiseroute gelandet.

Die 98km lange und zwischen 3,8km und 380m breite Halbinsel ist bekannt für ihre wunderschöne Dünenlandschaft. Unser Stellplatz befindet sich dann auch direkt am Meer nur getrennt durch hohe Dünen. Der Weg zum Meer am nächsten Morgen ist einfach unglaublich schön! Die Sonne scheint, der Wind lässt schäumende Wellen entstehen und natürlich ist der Strand menschenleer. Einfach herrlich!

Nach unserem Spaziergang verlassen wir die Kurische Nehrung wieder auf dem gleichen Weg, wie wir gekommen sind. Die Insel ist nämlich zweigeteilt zwischen Lettland und Kaliningrad (Russland) und wie bereits oben erwähnt, ist uns da die Durchreise nicht möglich. Dafür sparen wir uns auf dem Rückweg die Fährkosten, da ich mich auf Grund mangelnder lettischer Sprachkenntnisse in die Spur für „Dauerkarteninhaber“ einreihe und der Fährangestellte uns dann nur zu verstehen gibt, dass wir so mitfahren dürfen, da er auch kein Englisch spricht.

Die Reise geht weiter Richtung Litauen und Ziel für heute soll ein Stellplatz sein, der uns empfohlen wurde und auch bei park4night zu finden ist. Und so finden wir ja sowieso sehr oft unsere Stellplätze. Als wir ankommen ist es bereits dunkel und der letzte Rest des Weges führt über einen Feldweg. Leider hat es hier in den letzten Tag sehr viel geschneit und der Wind weht wieder mal sehr stark. So nimmt das Unheil seinen Lauf und wir fahren uns fest bzw. sitzen mit dem Auto auf! Denn zu unserem Pech sind unter den Schneeverwehungen auch noch sehr tiefe Spurrillen.

In unserer Not fängt Rene an zu graben und versucht, die Erde unter dem Auto hervorzuholen um uns wieder frei zu bekommen. Das Erdreich ist natürlich gefroren und macht die ganze Angelegenheit sehr mühsam. Alles kommt zum Einsatz, von Stöcken über unseren kleinen Kackspaten und den russischen Feldspaten, an dem zum Schluss noch der Griff abbricht.

Nach zwei Stunden ist es geschafft! Rene fasst sich ein Herz und mit Schwung ist das Auto befreit. Doch „gerettet“ sind wir leider noch nicht. Es stellt sich heraus, dass der ganze Weg voller Spurrillen ist, die durch Schneeverwehungen verdeckt sind. Aber Gott sei Dank schaffen wir es mit Ach und Krach auf befestigten Untergrund (ich hab sogar zwischendurch gebetet 😉 ).

Der Schreck steht uns ins Gesicht geschrieben

Nach diesem Schreck fahren wir erstmal auf einen asphaltierten Parkplatz eines Sees in der Nähe und checken, welche Schäden durch das Festfahren entstanden sind. Zum Glück keine gravierenden und die Standheizung läuft auch noch. Erleichtert und erschöpft fallen wir in den Schlaf.

Wir befinden uns inzwischen schon sehr nahe an der polnischen Grenze, die wir am nächsten Morgen überqueren. Ziel für diesen Tag ist es , zum Abschluss noch einen schönen Stellplatz zu finden.

In einem Waldstück an der polnischen Ostseeküste werden wir fündig. Wir stehen direkt hinter den Dünen und nur das Meeresrauschen ist zu hören. Am nächsten Morgen nehmen wir Abschied von der Ostsee, die sich nochmal in ihrer ganzen Schönheit präsentiert. So haben wir sie die ganze Reise über erlebt: stürmisch, wild, mit hohen Wellen und einfach wunderschön.

Diese Reise war wieder einmal wunderschön und hat uns wieder gezeigt, dass so eine Tour im Winter seinen ganz besonderen Reiz hat. Und das Baltikum hat uns auf jeden Fall nicht zum letzten Mal gesehen.

Die Tour zum Nachschauen:

8 Antworten auf „Ostseeumrundung im Winter mit dem Minicamper“

  1. Hallo ihr zwei,
    Eure Reise war schon im Video sehr schön aber die Zusammenfassung brachte es nochmal auf den Punkt.
    Bin schon gespannt ,wo es dieses Jahr hingeht.
    Wünsche euch auf jeden fall viel Spass und gesunde Heimkehr.

  2. Moin moin aus Lachendorf , Thea , solltes Reisebücher schreiben, liest sich sehr spannend! Hast bannig Dramatik da rein gepackt. Da benötigt man gar keine Bilder, um es sich vorzustellen! Liebe Grüße aus Lachendorf Bernhard. Gruß auch an den Rest von euch Dreien!🙋‍♂️👍🚙👌

  3. Hallo Thea, ich hab heut beschlossen es euch gleich zu tun und über s Jahr die Ostsee zu umrunden. Ich fahre mit meinen beiden Dackeln und habe zwei Fragen an dich. 1. wie lange dauert die Überfahrt von Helsinki nach Tallin und 2. darf man in der Zeit im Auto bleiben?
    Wenn s zulange dauert und ich nicht im Auto bleiben darf muss es halt über Russland gehen, denn ich werd die beiden auf keinen Fall zu lange allein im Auto lassen!
    Schöne Grüße Joachim

      1. Besten Dank für deine Antwort! Naja drei Stunden ist zwar grenzwertig aber ich denke das kann ich meinen „Mäusen“ zumuten. Vorher gaaaanz ausgiebig spielen, dann werden sie die Zeit wohl schlafend verbringen. Punkt1 meiner Reiseplanungprioritätenliste ist nämlich die Dackelverträglichkeit! Deswegen würde ich auch nie fliegen oder lange Schiffsreisen einplanen.
        Ich wünsch euch alles gute und lass n kleines Trinkgeld da!

      2. Hallo Thea, Dankeschön für deine Antwort!
        Ich hatte schon geschrieben aber irgendwie ist der Kommentar weg… deshalb nochmal.
        Ich denke 3 Stunden ist zwar grenzwertig aber noch ok, vorher mit den Mäusen ausgiebig spielen und dann werden sie die Zeit wohl schlafend verbringen. Auf Platz eins meiner Reiseprioritätenliste steht nämlich die Dackelverträglichkeit!
        Ich wollte euch ein kleines Trinkgeld zukommen lassen aber irgendetwas scheint mit dem Paypal Link nicht zu stimmen?!?!
        Vielleicht kannst du mal nachschauen?
        Es kam n ellenlanger Text auf englisch ???
        Gruß Joachim

          1. Alles gut Joachim. Wir müssen die Kommentare erst manuell freigeben, deswegen konntest du deinen nicht gleich sehen.
            Schönes Wochenende und knuddel die Dackel von uns! Wir sind nämlich heimliche Dackelliebhaber (ich hoffe, Kari liest hier nicht mit 😉)

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