Solo-Tour auf dem Rennsteig mit Thea und Kari | Reisebericht

Anfang Juli beschloss ich ein paar Tage alleine auf Tour zu gehen. Nach diversen Überlegungen alleine mit dem Auto wegzufahren, kam mir der Gedanke eine längere Strecke über mehrere Tage zu wandern.

Deutschland bietet ja eine Vielzahl von Fernwanderwegen und Pilgerwegen – für mich war dann relativ schnell klar, dass es der Rennsteig sein sollte.
Zum einen ist er nicht so weit weg von Leipzig – die Anreise wäre also nicht so lang und Übernachtungen in Schutzhütten sind problemlos möglich, wie ich nach Recherchen festgestellt hatte.

Dann ging es an die genauere Planung: das Zugticket wurde gebucht, der Rucksack gepackt und die Laufstrecke geplant. Ich hatte vier Tage Zeit, in denen ich als Langzeitwanderlaie natürlich nicht den kompletten Rennsteig schaffen würde. Also entschied ich mich bis Oberhof zu laufen.

Es kann losgehen

1. Tag Hörschel bis Ruhler Häuschen

Am 07.07. startete ich die Tour in Leipzig mit dem Zug über Eisenach nach Hörschel, dem Startpunkt des Rennsteigs.

Die Legende besagt ja, dass man sich zu Beginn des Rennsteigs aus der Werra einen Stein mitnehmen soll, den man dann am Ziel in Blankenstein der Selbitz übergibt.

Nachdem das erledigt war, konnte es losgehen.

Start in Hörschel

Der Weg begann gleich mit einem Anstieg und nach wenigen Kilometern musste ich die erste Pause einlegen, um den Rucksack umzupacken (er war vom Gewicht ungleich verteilt) und das Tragesystem besser einzustellen.

An den ersten Schutzhütten kam ich auch vorbei und ich konnte mich vergewissern, dass eine Übernachtung darin durchaus machbar ist.

Mein Lauftempo hatte ich auch schnell gefunden – ich schätze, dass ich ungefähr 3 bis 4km in der Stunde geschafft habe.

Pausen haben wir viele gemacht. Der Rucksack war sehr schwer und es war eine große Erleichterung, ihn einfach mal ein paar Minuten absetzen zu können. Auch Kari war sehr froh, sich zwischendurch ausruhen zu können. Sie ist zwar Laufen gewohnt, aber den ganzen Tag auf den Beinen zu sein, war für sie auch eine Umstellung.

kurzer Snack zwischendurch
Mittagspause
chillen in der Sonne

Nach etwa 17km und ca. 15:30 kamen wir an einer schönen Hütte für eine mögliche Übernachtung vorbei, doch ich wollte gerne noch zu einer nahen Quelle weiter, um die Wasservorräte aufzufüllen. So marschierten wir weiter und nach weiteren 3km kamen wir erschöpft an unserem endgültigen Schlafplatz an.

Ruhlaer Häuschen; km 20,5

Ich kochte Essen für uns und baute unseren Schlafplatz auf, der sofort dankbar von Kari in Beschlag genommen wurde.

2. Tag Ruhlaer Häuschen bis Ebertswiese

Nach einer erholsamen Nacht, in der mir am Anfang doch etwas mulmig zu Mute war, packten wir nach einem Frühstück wieder unsere Sachen und machten uns auf den Weg.

Es kann weitergehen

Entlang des Rennsteigs gibt es eine Vielzahl von Aussichtspunkte unweit des Weges entfernt. Nach der Empfehlung eines anderen Wanderes schauten wir uns das Glöckner-Denkmal an. Dieses Blockmeer dient zu Ehren diverser Persönlichkeiten, die für den Rennsteig bedeutsam waren und bietet eine wunderschöne Aussicht.

Am Glöckner

Kurz danach kommt auch gleich eine neu gebaute, wunderschön eingerichtete Schutzhütte, die zumindest auf meinem Wegstück die tollste war.

Schutzhütte Glöckner

An diesem zweiten Tag sollte auch die höchste Erhebung unseres Weges auf uns warten: der Große Inselsberg mit 916m ü. NN.
Unterwegs überholte  mich eine andere Tageswanderin, die mich dann auch ein gutes Stück begleitete und mich durch ihr schnelleres Lauftempo gut mitgezogen hat. Kurz vor dem letzten Ansteig musste ich sie aber vorgehen lassen  und uns ein Päuschen vor dem finalen Anstieg gönnen.

Oben angekommen ließ ich kurz den Blick schweifen und ging dann doch relativ zügig wieder bergab, da es ziemlich voll war und sich kein ruhiges Plätzchen bot.

Das Tagesziel für heute sollte dann die Ebertswiese sein. Da wartete eine schöne Hütte auf uns und ein See sollte da auch zu finden sein, der für mich bei den Temperaturen sehr verlockend klang.

Auf dem Weg dorthin, entpuppte sich der besagte Bergsee, den ich auf der Karte fälschlicherweise dafür gehalten hatte, allerdings als See eines Steinbruchs, den man sich nur von oben anschauen konnte. Dafür gab es eine grandiose Aussicht dazu.

Aussichtpunkt am Spittergrund

Den besagten See gibt es aber wirklich, nur war mir der Weg dahin dann doch zu weit.

Große Freude kam dann auf, als unsere Hütte in Sicht kam. Direkt an der Ebertswiese gelegen, kam das Gefühl auf sich in den Alpen zu befinden.

Wer entdeckt die Hütte?
Hütte an der Ebertswiese; km 44,4
Kari passt auf
Glücklich am Ziel angekommen

 

3. Tag Ebertswiese bis Grenzadler

Unser erstes Etappenziel für den heutigen Tag war das Rennsteighaus an der Neuen Ausspanne. Da war endlich waschen möglich und Zeit für ein Frühstück haben wir uns auch genommen.

Der Wettergott war auch heute auf unserer Seite und so gingen wir dann die letzten Kilometer bis zum Grenzadler an. Unterwegs trafen wir andere nette Wanderer und genossen wieder tolle Aussichten.

Aussicht am Hohen Schorn

Nach insgesamt 17,3km Tagesstrecke erreichten wir den Grenzadler bei Oberhof und nach einer Erfrischung in der Thüringer Hütte traten wir unseren Heimweg an.

Fazit

Die Rennsteigwanderung ist auch für Anfänger und Ungeübte geeignet. Eine Übernachtung in Schutzhütten ist defintiv machbar und auch die Wasserversorgung über Quellen am Wegesrand war möglich. Wäre ich länger gewandert, hätte ich dann sehr wahrscheinlich vom Rennsteig absteigen müssen, um Vorräte aufzufüllen. Auch wenn man in Pensionen/ Hotels übernachten möchte, lässt sich ein Abstieg nicht vermeiden.

Landschaftlich ist der Thüringer Wald sehr zu empfehlen! Man findet traumhafte Aussichten und wenn man Glück hat, begegnet einem auch der eine oder andere scheue Waldbewohner.

Für mich persönlich war diese Wanderung eine geistige und körperliche Herausforderung. Zum ersten Mal war ich ganz auf mich alleine gestellt und musste/ durfte alles so gestalten, dass es für mich passte. Ganz besonders stolz bin ich auf Kari, die diese Tour klasse mitgezogen hat!

Den restlichen Rennsteig möchte ich auf jeden Fall auch noch in Angriff nehmen – mein Stein muss ja noch zur Saale kommen.

 

29 Antworten auf „Solo-Tour auf dem Rennsteig mit Thea und Kari | Reisebericht“

  1. Hallo Thea,
    wirklich schön geschrieben, vor allem in Hinblick auf Anfänger-Sorgen (Wasserversorgung und Übernachtung).
    Und großen Respekt gleich die Freiübernachtung gewählt zu haben.
    Die nächste Tour hat eh weniger Gepäck, jetzt hast du ja Erfahrung gesammelt, was unnötig war 😉
    Viele Grüße

  2. Zu zweit seid ihr schon ein tolles Team, dessen Wege ich stets mit Interesse verfolge. Jetzt kommen noch wunderschöne Solotouren dazu. Der Blog ist so geschrieben, dass man ihn einfach gerne liest und Lust bekommt, die Wanderschuhe zu schnüren. Da bin ich gespannt auf mehr. Danke für den schönen Bericht.
    Beste Grüße aus Dresden
    Axel

  3. Moin moin aus Celle, vielen Dank für deinen Reisebericht, war interessant zu lesen! Sehr mutig von dir, in den Hütten allein zu übernachten. Aber ich finde es schöner zu Zweit auf Wanderschaft zu gehen, so kann man dann die Freude über das Schöne , dass man sieht, mit jemanden teilen!
    Aber das sieht jeder anders. Hauptsache es hat dir Freude bereitet mal alleine zu entscheiden wo es lang geht und wie schnell gegangen wird, lol !;) Auch deine Art zu schreiben gefällt mir, ist sehr kurzweilig zu lesen, bravo. Tschüss aus der Südheide!

    1. Vielen Dank lieber Hans-Bernhard!
      Ja, ich habe unterwegs auch das Für und Wider des Alleinwanderns kennengelernt. Aber da ich das bisher noch nie gemacht hatte, musste das mal ausprobiert werden.

  4. Hut ab, vor deiner Leistung Thea. Meine volle Bewunderung geht an Kari. Wie sie auf ihren kurzen Beinchen mit euch die Berge erklimmt finde ich immer wieder beeindruckend.

    1. Danke Tanja.
      Ja, das ist auch immer der erste Kommentar von anderen Wanderern und wir sind auch immer wieder erstaunt und stolz mit welcher Leichtigkeit sie die Berge bezwingt. Echt Klasse, die Kleine 🙂

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