Wintertour zum Nordkapp mit dem Minicamper

Vorbereitungen

Die Erfahrung der letzten drei Jahre hat uns gelehrt – wir LIEBEN Wintercamping! Damit wir meinen wir aber nicht den inzwischen üblich gewordenen deutschen Schmuddelwinter, der sich als verkappter Herbst ausgibt.

Unsere perfekte Winterreise besteht aus wenigen Zutaten: dauerhafte Minustemperaturen, eine geschlossene Schneedecke und das in Kombination mit einer traumhaften Aussicht.

Also war klar: unsere Weihnachstour 2019/20 geht wieder ans Nordkapp. Denn dort ist das oben beschriebene und viel mehr (noch) vorhanden.

Schon 2017 hatten wir bewiesen, dass so eine Reise in einem Dacia Dokker, ausgebaut zum Minicamper, mit entsprechenden Vorbereitungen absolut machbar ist.

Dazu zählt neben den selbstverständlichen Vorkehrungen die Sicherheit des Autos betreffend wie Winterreifen, für den Notfall Schneeketten, Abschleppseil etc. auch unsere Dieselstandheizung, die kurz vor der Abreise noch durch eine Wasserstandheizung erweitert wurde.

Die Route

Wir waren also perfekt vorbereitet und so starteten wir am 20. Dezember Richtung Norden. Wie immer fuhren wir über Dänemark und die zwei Brücken (Storebaelt und Öresund), in Schweden über die E4 und den Rest durch Norwegen ans Nordkapp.

Innerhalb von fünf Tagen war die Strecke geschafft. Unterwegs trafen wir ab etwa Mittelschweden auf den ersten Schnee, der dann, je weiter nördlich wir kamen, zu unserem erhofften Dauerbegleiter für die nächsten zwei Wochen wurde.
Ebenso wie die Polarnacht, die wir nach Überschreiten des Polarkreises täglich erlebten.

Die Route zum Nordkapp
Endspurt zum Nordkapp

Die letzten 13km begannen dann für uns am 26.12. um 11:00. Zweimal am Tag fährt im Winter ein Konvoi, angeführt von einem Schneepflug. Ihr könnt die Schranke nicht übersehen und dort findet ihr auch nochmal eine große Tafel mit allen Abfahrtszeiten. Kleiner Tipp: fahrt mit dem ersten Konvoi des Tages hoch. Der zweite bringt viele, volle Reisebusse voller Touristen mit hoch – da ist es dann vorbei mit der Idylle und die Chance auf ein ungestörtes Foto vor der Kugel sinkt gen Null.

Eine Übernachtung war leider zum Zeitpunkt unseres Aufenthaltes nicht möglich, da die Gefahr eingeschneit zu werden, zu hoch war. Wir blieben aber noch eine Nacht in der Nähe von Skarsvag und konnten am nächsten Tag den Weg zurück von der Insel Mageroya genießen. Zum ersten Mal fuhren wir die Strecke im Hellen und es war so unbeschreiblich und unwirklich. Man sieht weit und breit keine Pflanzen oder Bäume auf den unzähligen Hügeln und Bergen, alles ist schneebedeckt, dazu wehte ein eisiger Wind und die knapp unter dem Horizont stehende Sonne hüllte alles in ein mystisches Licht. Diesen Anblick werden wir wohl so schnell nicht vergessen!

Wintercamping am Polarkreis

Jetzt hatten wir noch zwei Wochen Zeit, Schnee und Kälte ausgiebig zu genießen.

Unser nächstes Ziel war die Insel Senja. Sie ist die zweitgrößte Insel Norwegens und liegt nördlich der Lofoten. Ihr Ruf eilte uns voraus: sie sollte noch wunderschöner als die Lofoten sein!

Für uns war es allerdings Liebe auf den zweiten Blick. Zum einen war es auf Senja wieder viel wärmer, was auf Grund ihrer Lage natürlich nicht verwundert, uns aber dennoch ziemlich unerwartet aus unserem Wintermärchen gerissen hat. Und zum anderen sind wir das Thema, äh die Insel, von der falschen Seite angegangen.

Die östliche Inselseite ist defintiv empfehlenswerter, als die westliche. Und dort findet man dann auch wunderschöne Strände, hohe Felswände und gerade im Winter kommt die ganze Macht der Natur richtig toll zum Ausdruck!

Außerdem war es unglaublich, wie schnell sich das Wetter änderte. Nach jeder Tunneldurchfahrt (und es gibt einige auf Senja) hatte sich das Bild gewandelt – von schneebedeckten Serpentinen bis zu atemberaubenden Küstenstraßen zwischen dem tosendem Meer und hohen Bergen war alles dabei.

Nach unserem Inselkurztripp fuhren wir dann zurück Richtung Finnland und genossen wieder diese unendlichen, schneeweißen Weiten. Dort durften wir auch das allererste Mal polare Stratosphärenwolken beobachten. Ein unvergesslicher Anblick, bei dem die Wolken durch die sehr niedrigen Temperaturen in der Stratosphäre (-78 Grad) entstehen und wie Perlmutt aussehen.

Perlmuttwolken

Auf einem kleinen Parkplatz an einem See verbrachten wir dann ganz entspannt unseren Silvesterabend mit Cola und, aus Rücksicht auf Kari, Wunderkerzen.

Im neuen Jahr machten wir uns auf den Weg Richtung Kiruna, Schweden. Circa 70km westlich von Kiruna findet man Schwedens höchsten Berg Kebnekaise. Die Straße dahin endet in dem Dorf Nikkaluokta, das zu dieser Jahreszeit wie ausgestorben ist. Es gibt dort einen großen Parkplatz auf dem Dauercamper ihre Wohnwagen abgestellt haben. Alle sanitären Anlagen waren allerdings außer Betrieb. Aber wir konnten zumindest den großen Platz für uns genießen.

Ein Aufstieg zum Kebnekaise ist im Winter nicht möglich bzw. empfehlenswert. Jedoch gibt es in 5 – 6km Entfernung den Gletschersee Ladtjojaure, den wir uns am nächsten Tag ansahen.

Nachdem wir nach einigen Anfangsschwierigkeiten endlich den Weg gefunden hatten, liefen wir bei eisigem Wind durch ein Birkenwäldchen und genossen die Einsamkeit. Vom See war eigentlich nichts zu sehen, da er zugefroren und verschneit war. Dennoch hat sich dieser Ausflug gelohnt, schon allein weil natürlich die Bewegung in so einem Urlaub etwas zu kurz kommt.

Als nächste Station entschieden wir uns spontan für den Storforsen – das sind sehr große Stromschnellen in der Nähe von Älvsbyn, Nordschweden. Wir konnten dort auf dem großen Parkplatz übernachten, auf dem es sogar ein geöffnetes Plumpsklo gab. (Jackpot ;-))

Wir kamen im Dunkeln an und das ganze Gelände ist wunderschön mit Lichterketten erleuchtet. Außerdem konnte man schon weitem das Wasser rauschen hören. Am nächsten Vormittag machten wir uns auf den Weg zu den Stromschnellen. Der Weg dorthin ist über toll angelegte Holzstege zu erreichen, die auch geräumt worden sind. Am Wegesrand gibt es auch einige Möglichkeiten zum Grillen oder Picknicken.

Die Stromschnellen waren dann sehr beeindruckend! Durch die hohe Fließgeschwindigkeit gefriert der Fluss nicht so schnell, dennoch hatten sich an einigen Stellen schon wunderschöne Eisformationen gebildet und der Holzsteg führte auch an einigen Stellen direkt neben dem reißenden Fluss entlang. Das ganze Gelände ist wirklich sehr schön angelegt und einen Besuch auf jeden Fall wert.

Damit neigte sich unsere Tour dann langsam dem Ende und da wir das bisher noch nie gemacht hatten, fuhren wir die E45 durch Schweden Richtung Dänemark und wieder zurück nach Deutschland.

Unser Heimweg
Stellplätze

Wir durften wieder auf tollen Stellplätzen übernachten, deren Auswahl durch den vorangegangenen Schneefall zwar deutlich eingeschränkter als in den Sommermonaten ist, aber dafür ist man immer ungestört. Die Schneeräumarbeiten beschränken sich meistens nur auf Zufahrten zu Grundstücken oder andere relevante Örtlichkeiten. Doch wenn man ein bisschen Geduld hat, findet man dann auch einen etwas größeren, geräumten Parkplatz. Und auch die offiziellen Rastplätze an den großen Europastraßen sind zumeist an schönen, ruhigen Orten gelegen und damit auch sehr gut für eine Übernachtung geeignet. Dort ist zwar manchmal der Aufenthalt nur zeitlich begrenzt möglich, doch im Winter ist man da nicht so genau.

Wir haben auch auf Plätzen gestanden, die im Sommer kostenpflichtig sind, die wir aber im Winter kostenfrei nutzen konnten. Mit etwas Geduld wird man auf jeden Fall fündig!

Waschen/ Duschen/ Toilette

Toiletten findet man eigentlich immer in Skandinavien. Es gibt sie in Tankstellen, auf Rastplätzen (zumindest in Schweden, in Finnland gibt es nicht wirklich Rastplätze und in Nordnorwegen sind die Toiletten im Winter überwiegend geschlossen), in Supermärkten, Schnellrestaurants, Tourismuszentren etc.

Duschen haben wir nicht genutzt , wir waschen uns einfach im Auto mit einem Waschlappen. Zum Haare waschen habe ich Waschbecken auf öffentlichen Toiletten genutzt. Man muss da einfach etwas erfinderisch und offen sein.

Einkaufen/ Tanken/ Preise/ Bezahlen

Einkaufsmöglichkeiten gab es auf der gesamten Strecke mehr als ausreichend, auch in kleineren Ortschaften findet man Supermärkte. Die Öffnungszeiten sind in Skandinavien sehr viel großzügiger als bei uns. Die meisten Einkaufsmärkte haben sieben Tage in der Woche geöffnet und nur an Feiertagen geschlossen (in unserem Fall die Weihnachtsfeiertage und Neujahr).
Die Lebensmittelpreise sind etwas höher als bei uns, was wahrscheinlich den weiteren Transportwegen geschuldet ist.

Auch Tankstellen sind in sehr regelmäßigen Abständen zu finden. Es sind immer Tankautomaten, an denen wir auch mit der normalen EC-Karte bezahlen konnten. Diesel kostet etwas mehr als Benzin und zum Zeitpunkt unserer Reise haben wir für Diesel etwas 1,60€ bis 1,70€ bezahlt.

Generell konnten wir alles mit EC- bzw. Kreditkarte bezahlen. Gerade Schweden ist ja bekannt für bargeldloses Bezahlen. Einheimisches Bargeld haben wir gar nicht benötigt.

Polarlichter/ Polarnacht

Mit Polarlichtern wurden wir auf dieser Reise zahlreich beschenkt und Rene konnte sie wunderbar auf Bildern festhalten. Um herauszufinden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist Polarlichter zu sehen, ist die App „Meine Polarlicht-Vorhersage“ sehr empfehlenswert.

Die Polarnacht ist ein Phänomen, dass über dem Polarkreis auftritt.
Über dem 66. nördlichen Breitengrad kommt die Sonne nicht mehr über den Horizont und darum hat man über mehrere Stunden eine herrliche Dämmerstimmung. Ab ca. 14:00 wird es dann komplett dunkel und damit steigt natürlich die Wahrscheinlichkeit Polarlichter zu sichten.

Fazit Wintertour

Das war auf jeden Fall die schönste Winterreise bisher und sicher nicht die letzte! Diese Landschaft ist für uns absolut reizvoll und unvergleichlich. Und auch mit unserem Auto ist so eine Reise absolut machbar.

Man muss sich natürlich darauf einstellen, dass durch die längere Dunkelheit (Stichwort Polarnacht) und der viele Schnee der Aktionsradius deutlich eingeschränkt ist. Beim nächsten Mal würde ich mir z.B. gerne Langlaufski mitnehmen um dem etwas entgegenzuwirken.

Insgesamt haben wir auf dieser Reise etwa 8000km in 21 Tagen zurückgelegt. Dafür haben wir ungefähr 450l Diesel inklusive Heizen und Strom verbraucht. Lässt man die Kosten für Lebensmittel (denn die hat man zu Hause ja auch) und Verschleiß außen vor, dann ist so eine Reise mit ca. 1000€ möglich.

Vielen Dank fürs Begleiten auf unserer Reise und wie immer findet ihr die Tour nochmal in bewegten Bildern auf unserem Youtube-Kanal.

19 Antworten auf „Wintertour zum Nordkapp mit dem Minicamper“

    1. Ganz toller Reisebericht!!
      Kannst wirklich stolz auf dich sein Dorothea.
      Wünsche euch noch viel Freude bei euren weiteren Unternehmungen.
      Gruß Mario

  1. … und wie ich eure erlebnisse nachvollziehen kann?!!!
    ich bereiste das nordkap im winter 2018 … unvergesslich!
    alles gute zu euch und danke für eure beiträge, videos usw. …

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